Überleben im iranischen Untergrund
26. Mai 2009
Im Stück „Lady Teheran“ breitet der Iraner Ayat Najafi „Geschichten von bärtigen Frauen und Männern in Röcken“ aus. Ab 3. Juni ist die multimediale Produktion auf der Studiobühne des Universitätstheaters Konstanz zu sehen.
„Lady Teheran“ von Ayat Najafi erzählt die Geschichte einer Schauspielerin in der iranischen Hauptstadt vor dem Zweiten Weltkrieg, die dazu gezwungen ist, sich auf krummen Wegen im Untergrund durchzukämpfen. Indem Najafi den Zwang zu Verstellungen und Maskierungen thematisiert, der im Iran seit langem zur alltäglichen Praxis des Überlebens gehört, meint er natürlich nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart.
1976 in Teheran geboren, hat Najafi aus dem erzwungenen Versteckspiel, das immer wieder auch seine eigene Arbeit betraf, eine surreal anmutende „Komödie“ entworfen, die den Rollentausch zwischen Mann und Frau zur Strategie erhebt und damit gleichzeitig die Tradition der persischen Frauen-Lustspiele aufgreift. Eine Kindheitserinnerung wurde ihm dabei zum Ausgangspunkt: „Als ich ein kleiner Junge war, fing meine Mutter plötzlich an, aus mir damals unerfindlichen Gründen in manchen Situationen ein Kopftuch zu tragen. Es war die Zeit des Übergangs (nach der „Islamischen Revolution“ von 1979). In offiziellen Gebäuden und in Büros war das Kopftuch Pflicht, auf den Straßen dagegen war es jeder Frau selbst überlassen, es zu tragen oder nicht. Der ewige Wechsel, den meine Mutter damals betrieb, wunderte und faszinierte mich gleichzeitig. Also entschloss ich mich, zusammen mit meiner Mutter auch hier und da ein Kopftuch anzulegen. Meine Mutter war sehr traurig und auch erbost über diesen Umstand, ich dagegen genoss das Verkleidungsspiel. Ja, es war ein Spiel für mich.“
Das Projekt, das mit dem Universitätstheater Konstanz in Zusammenarbeit mit der iranischen Theatertruppe „Arta“ am 3. Juni 2009 zum ersten Mal auf die Bühne kommt, hat Najafi als Gast des Kulturwissenschaftlichen Kollegs am Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ an der Universität Konstanz zum Theaterstück weiter entwickelt. „Das Projekt ist eine Fortsetzung meiner Arbeit in Teheran, in der sowohl öffentliche als auch private Proben zu Problemen mit der Polizei, den Sicherheitskräften und den eher verschlossenen Köpfen der Gesellschaft führten“, sagt Ayat Najafi zu „Lady Teheran“.
Premiere von „Lady Teheran“ ist am 3. Juni, 20.30 Uhr, auf der Studiobühne der Universität Konstanz. Weitere Aufführungen täglich bis 10. Juni (jeweils 20.30 Uhr). Vorverkauf über die Buchhandlungen Osiander (Uni-Zweigstelle) und Homburger und Hepp, per E-Mail über unitheater[at]uni-konstanz.de.
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Kontakt
Sigrid Elmer (Elternzeitvertretung für Claudia Marion Voigtmann)
Tel. 07531 88-4741
E-Mail sigrid.elmer[at]uni-konstanz.de